Warum digitales Lernen für Unternehmen essentiell ist
Natalie Ediger, 27. März 2021· Digitales Lernen
Der Markt verändert sich, interne Prozesse verändern sich, die Technologie verändert sich. Unter diesen Rahmenbedingungen wird es immer wichtiger die Mitarbeitenden schnell und effizient zu schulen und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Aus diesem Grund setzen immer mehr Unternehmen auf das digitale Lernen oder E-Learning für Fort-und Weiterbildungsprogramme. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend nochmal um einiges verstärkt. Welches Potenzial versteckt sich hinter dieser neuen Lernmethode? Welche Hürden sind zu meistern und welche Möglichkeiten bieten sich an? Diesen Fragen gehen wir im heutigen Artikel auf den Grund.
Inhaltsverzeichnis
Was ist digitales Lernen?
Digitales Lernen, auch E-Learning genannt, umfasst das Lernen und Lehren mit Hilfe von digitalen Medien. Anders als im herkömmlichen Klassenzimmer, erfolgt die Lernmethode über bestimmte digitale Kanäle, wie beispielsweise offline am PC oder Tablet, über bestimmte Cloud online Plattformen, aber auch über mobile Apps auf dem Smartphone. Auch kommen unterschiedliche Formate in Frage, von einfacher digitalisierter Fachliteratur (zB. in Form eines E-Books) über virtuelle Klassenräume bis hin zu interaktiven Plattformen.
Übrigens, wussten Sie, dass die ersten Projekte zum Thema “digitales Lernen” in den USA bereits in den 50er-Jahren durchgeführt wurden? Der eigentliche Durchbruch erfolgte natürlich erst durch die rasche technologische Entwicklung in den letzten 20 Jahren. Aber nichts sorgte für eine solch schlagartige Veränderung, wie die Corona-Pandemie. Boom! Plötzlich wurde jedem bewusst, dass hinter digitalem Lernen, mehr als nur ein wenig scrollen und klicken auf einem Tablet ist. Sowohl im Bildungsbereich, als auch im unternehmerischen Kontext.
Warum digitales Lernen in Unternehmen etablieren?
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass das lebenslange Lernen ein wichtiges Konzept für die persönliche Entwicklung ist. Genauso ist mittlerweile bekannt, dass gerade deswegen auch auf dem Arbeitsplatz ständige Fort- und Weiterbildungen erfolgen müssen, um den Wissensstand der Mitarbeitenden an die sich veränderten ökonomischen und kulturellen Faktoren anzupassen und das Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig zu halten. Denn qualifizierte Mitarbeitende liefern auch bessere Ergebnisse. Auch aus der Sicht der Mitarbeitenden ist das eLearning enorm wichtig: Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die ständigen Zugang zu Weiterbildungsmöglichkeiten haben, eine stärkere (langfristige) Bindung zum Unternehmen aufbauen.
Gleichzeitig leben wir in einem digitalen Zeitalter mit einer enormen Innovationsgeschwindigkeit und ständigem Wandel. Die Digitalisierung hat alle Bereiche des Lebens extrem beeinflusst: Wir shoppen online, kommunizieren über soziale Netzwerke und informieren uns über digitale Portale. Dies stellt uns beruflich und privat vor die grosse Herausforderung, mit dieser rapiden Entwicklung standzuhalten. Gerade im unternehmerischen Kontext ist es besonders wichtig, bestimmte Kompetenzen zu erwerben und seine Fähigkeiten stets auszubauen, um immer einen Schritt voraus zu sein.
Diese Voraussetzung immer “up-to-date” zu sein, kombiniert mit der rapiden Entwicklung durch die digitale Transformation, ist heutzutage mit ausschliesslich traditionellen Lernmethoden nur schwer erreichbar.
Und rückblickend können wir uns wohl alle darauf einige, dass die letzten 12 Monate uns relativ gut gelehrt haben, was passiert, wenn die Digitalisierung ignoriert wird. Plötzlich musste alles schnell gehen und digital erfolgen.
Unternehmen, die diesen Trend in den letzten Jahren nicht erkannt haben, konnten sich nur schwer an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Während die einen Unternehmen viele Mitarbeitende entlassen mussten, konnte sich die eLearning-Branche vor Aufträgen kaum retten.
Laut einer Studie von Research & Markets wird die globale eLearning-Industrie bis 2025 die 325-Milliarden-US-Dollar-Marke knacken. LinkedIn hat diesen Trend bereits 2015 erkannt und übernahm Lynda.com zum Preis von 1,5 Milliarden US-Dollar (Forbes), um das eigene eLearning-Portal “LinkedIn Learning” aufzubauen.
Also, Unternehmen, die das digitale Lernen nicht in Erwägung ziehen, riskieren dem digitalen Wandel nicht standzuhalten, die Mitarbeitenden nicht schnell genug zu schulen und letztendlich von der Konkurrenz überholt zu werden.
Digitales Lernen: Vorteile für Unternehmen
Beim eLearning für Unternehmen geht es natürlich um weit aus mehr, als sich “nur” der digitalen Entwicklung anzupassen. Generell liefert das digitale Lernen den Unternehmen zahlreiche Vorteile:
Vielfältige Lernformate
Zentrale Sammelstelle für verschiedene Inhalte
Örtliche und zeitliche Flexibilität der Lernenden
Selbstständiges Lernen
Schnelle Anpassung an interne Veränderung
Mehr Employer Branding
Geringere Kosten
Messung des Lernfortschritts
Vielfältige Lernformate
Innerhalb des digitalen Lernens gibt es, je nach Thema, Ziel und Lerntypus vielfältige Möglichkeiten, um die Inhalte an die Mitarbeitenden zu vermitteln, von einfachen Standardlösungen bis hin zu interaktiven und multimedialen Formaten mit integrierten Videos und spielerischen Elementen. So lassen sich komplexe und trockene Themen anschaulich vermitteln, und individuell an den Mitarbeitenden anpassen. Gleichzeitig sorgen ansprechende Formate für eine Abwechslung im Unternehmensalltag und somit grössere Lernbereitschaft.
Zentrale Sammelstelle für verschiedene Inhalte
Digitale Plattformen versammeln alle Lernressourcen an einem Ort, unabhängig vom Erstellungsdatum. So lassen sich Dokumente auch in Zukunft abrufen und ggf. wiederverwenden, beispielsweise bei der Einarbeitung neuer Mitarbeitenden.
Örtliche und zeitliche Flexibilität der Lernenden
Je nach Lernformat, lassen sich digitale Inhalte jederzeit konsumieren. Meistens benötigt der Mitarbeitende lediglich einen Laptop und eine Internetverbindung. So ist das Team nicht an die strikte Konferenzatmosphäre mit Zeitplan gebunden und kann nach eigenem Ermessen die Inhalte von überall konsumieren. Hier sollten Sie natürlich trotzdem beachten, dass jegliche Fortbildung auch Teil der Arbeitszeit ist und somit auch von dieser abgezogen werden sollte.
Selbstständiges Lernen
Jeder Mensch besitzt eine unterschiedliche Auffassungsgabe. Die einen können sich bestimmte Themen leichter merken, die anderen brauchen ein wenig mehr Zeit. Anders als bei einer herkömmlichen Konferenz, ermöglicht eine E-Learning-Plattform jedem Mitarbeitenden die Inhalte individuell zu bearbeiten.
Schnelle Anpassung an interne Veränderung
Sollte sich innerhalb des Unternehmens ein bestimmter Prozess ändern, so können Sie Ihre digitale Lernplattform flexibel anpassen und somit alle Informationen auch relativ kurzfristig an den Mitarbeitenden vermitteln. Der Wissenstransfer kann kontinuierlich und abteilungsüberreifend stattfinden.
Mehr Employer Branding
Insbesondere die Generation Z ist mit digitalen Medien aufgewachsen und setzt diese in ihrem Alltag voraus. Die Integration von ansprechenden digitalen Fortbildungsmöglichkeiten wirkt daher vor allem für jüngere Arbeitskräfte attraktiv. Gleichzeitig stehen mittlerweile auch viele ältere Mitarbeitende digitalen Medien offen gegenüber. So lässt sich auch die Qualifikationslücke zwischen junger und älterer Generation auf dem Arbeitsplatz überbrücken.
Geringere Kosten
Je nach Grösse des Unternehmens können Weiterbildungsangebote eine kostspielige Sache werden. Von den Kosten für den Konferenzraum, den Referenten, für die Anfahrt bis hin zur Vertretung von ausfallenden Mitarbeitenden, all diese Faktoren können das Budget schnell sprengen.
Die Anfangsinvestition in eine ansprechende eLearning Plattform kann zwar auch durchaus höher sein, allerdings lässt sich diese langfristig verwenden und mit Inhalten aktualisieren. Insgesamt und langfristig betrachtet ist also das Lernen über digitale Plattformen mit einem geringeren Kosten-und Administrationsaufwand verbunden.
Messung des Lernfortschritts
Da die meisten eLearning-Plattform auch spezielle Tools enthalten, um Ergebnisse zu analysieren, bekommen Sie einen besseren Überblick zum Lernfortschritt der Mitarbeitenden.
Nachteile Digitales Lernen im Unternehmen
Es liegt auf der Hand, dass eLearning Programme dem Unternehmen einen entscheidenen Mehrwert bieten. Wie so oft im Leben, ist natürlich nicht alles so rosig. Damit Sie das digitale Lernkonzept bestmöglich integrieren, sollten Sie auch eventuelle Stolpersteine berücksichtigen. Denn es ist ein Unterschied, ob man digitale Lernmethoden integriert, um nur mit dem “Flow” des digitalen Zeitalters zu gehen oder wirklich eine wertvolle und nachhaltige digitale Lernerfahrung implementieren möchte.
Digitales Lernen, stellen Sie vor allem vor folgende Herausforderungen:
verlangt viel Eigenmotivation und Disziplin der Beteiligten. Der Antrieb der gesamten Gruppe fehlt.
läuft, je nach Format überwiegend individuell ab und reduziert somit die Möglichkeit für das gemeinsame Teambuilding innerhalb des Unternehmens
erfordert eine gute Koordination mit den Arbeitszeiten. Wenn Teilnehmende ausserhalb der Arbeitszeiten lernen, muss es dennoch als Arbeitsaufwand berücksichtigt werden.
nicht alle Menschen sind digitale Lerner und benötigen stattdessen Unterlagen in Papierform
erfordert technische Expertise über verfügbare Lernplattformen bzw. E-Learning Systeme
evtl. hohe Anfangsinvestition für die Implementierung eines erfolgreichen Kurses
Optimale Vorgehensweise für digitales Lernen in Unternehmen
Um aus dem eLearning einen möglichst grossen Mehrwert rauszuholen, ist es wichtig, eine effektive Lernkultur zu etablieren. Sie sollten eine Atmosphäre schaffen, die zeigt, dass die Weiterbildung jedes einzelnen ernst genommen wird und der Mitarbeitende hierbei für seine persönliche Entwicklung, aber auch für den Erfolg des Unternehmens unterstützt wird. Was gehört dazu?
offenes Mindset: das absolute A und O. Manager und Mitarbeitenden sollten positiv gegenüber digitalen Lernformate gestimmt sein. Kommunizieren Sie die Vorteile digitaler Lerneinheiten über alle Abteilungsebenen hinweg.
Auseinandersetzung mit Methoden und geeigneten Lernplattformen. Es ist wichtig, das richtige Konzept für Ihre Mitarbeitenden zu finden
abwechslungsreiche und unterhaltsame Inhalte schaffen. Sollte es ausschliesslich ein digitales Leseformat, wie zB. Eine PDF-Datei sein, verfehlen Sie den Sinn digitaler Lerneinheiten. Nutzen Sie lieber das breite digitale Medienspektrum.
Vor dem Umstieg auf das digitale Lernen, sollten bestimmte Aspekte genau analysiert und die Rahmenbedingungen festgelegt werden. Folgende Fragen können Sie hierfür im Hinterkopf behalten:
Welchen Wissenstand haben die Mitarbeitenden?
Welche Content-Formate möchten Sie einsetzten?
Welches Budget steht Ihnen zur Verfügung?
Wie möchten Sie den Lernerfolg messen?
Wie gross soll der Zeitaufwand sein?
Wie motivieren Sie die Mitarbeitenden?
Wie fördern Sie trotz individuellem Lernen das Gemeinschaftsgefühl?
Oft könnte eine Mischung aus traditionellen und digitalen Methoden die richtige Lösung sein (Blended Learning). Auch sollte in diesem Zusammenhang an das “Microlearning” gedacht werden – kleinere, reduzierte Trainingseinheiten, um das Gelernte nach Abschluss des Hauptkurses stetig aufzufrischen und nicht zu vergessen.
Digitales Lernen im Unternehmen: Plattformen und Methoden
Wie vorher bereits kurz angedeutet, gibt es bei der Umsetzung des eLearnings unterschiedliche Formate. Neben einfachen digitalisierten Unterlagen oder Literatur, wie zB. Eine PDF-Datei oder ein E-Book, gibt es eine Reihe interaktiver Formate, die das digitale Lernen zu einer besonders effektiven Methode machen. Beispiele sind:
Learning Management Systeme (LMS)
Gamification
Mobile Learning
Schulungsvideos
Podcast
Learning Management Systeme (LMS)
Hier handelt es sich um eine ganze Plattform, die alle Unterlagen sowie Trainingskurse an einem Ort vereint. Lernfortschritte können auch direkt analysiert und Inhalte verwaltet werden. Auf solchen Plattformen lassen sich nicht nur unterschiedliche Formate integrieren, sondern die Lerninhalte auch individuell an den Wissensstand des jeweiligen Nutzers anpassen. Es gibt die Möglichkeit ein eigenes LMS zu betreiben oder einen Anbieter zu nutzen. Ein eigenes LMS lohnt sich vor allem für grosse Unternehmen mit regelmässigen Schulungen
Gamification
Spielerische Elemente oder ganze Spielkonzepte sind besonders effektiv, um theoretisches Wissen mit einem direkten Anwendungsfall zu verbinden. Dies lässt sich entweder über online Anbieter gestalten oder durch eingebettete Elemente innerhalb anderer Lernformate.
Mobile Learning
“Mobile first” lautet grundsätzlich die Devise. Anstatt diverse Programme für das Smartphone zu optimieren, bieten sich daher immer häufiger auch spezielle Lernapps an, die der Nutzer direkt vom Smartphone abrufen kann.
Schulungsvideos
Der ideale Weg, um komplexere Prozesse anschaulich zu erklären. Schulungsvideos ermöglichen durch die multisensuale Ansprache mit Bewegtbild und Ton einen höheren Lerneffekt als statische Inhalte. Insbesondere für neue Prozesse, bei denen der Lerninhalt nicht individuell an die Zielgruppe angepasst werden muss, sind Videos ideale Medien, um einen maximalen Lerneffekt zu garantieren.
Podcast
Dies wäre eine kostengünstige Alternative zum Video bei weniger komplexen Prozessen. Podcasts lassen sich bequem von überall abrufen und gewinnen zunehmend an Beliebtheit. Für welche Medien oder Plattform Sie sich entscheiden sollten, hängt letztendlich stark von den Lerninhalten, Zielen sowie den Präferenzen des Teams ab.
Fazit: Digitales Lernen im Unternehmen
Ist digitales Lernen nun besser als eine traditionelle Lernform? Nun ja, es bringt auf jeden Fall viele Vorteile mit sich und ist zeitgemässer. Wie E-Learning effektiv es tatsächlich ist, hängt stark von Ihrer eigenen Implementierung ab. Es muss nun mal das richtige Formate für die richtigen Inhalte und die passende Zielgruppe her. Und das Allerwichtigste: Unabhängig davon, ob LMS, virtuelles Klassenzimmer oder ein Schulungsvideo, es muss vor allem interaktiv sein. Im besten Fall arbeiten Sie mit einer professionellen E-Learning Agentur zusammen.
Denn digitales Lernen ist weitaus mehr als nur die Bereitstellung digitaler Lernformate. Es ist eine neue Form der Lernkultur, die auch als solche kommuniziert werden sollte.