Sef.Talk Remote Work Episode 3
Natalie Ediger, 11. Mai 2020· Cleverclip
Sef.Talk Remote Work – Management und Leadership
Am 8. Mai ging der Sef.Talk in die dritte Runde. Diskutiert wurden Fragen rund um die Themen Management und Leadership im Home-Office.
Moderiert wurde die Episode dieses Mal von Corine Blesi, Geschäftsführerin der Swiss Economic Forum AG. Weitere spannende Teilnehmer waren Dr. Felix Graf (CEO NZZ AG), Dr. Beat Bühlmann (Leiter Vertrieb KMU Swisscom AG) sowie Dr. Christian Keller (Vorsitzender der Geschäftsleitung IBM Schweiz).
Sie möchten beim nächsten Sef.Talk lieber live dabei sein? Dann sichern Sie sich hier Ihren Platz. Falls Sie die letzte Episode verpasst haben, können Sie diese hier nochmal anschauen.
Hier das offizielle Transkript:
Corine Blesi: Gut ich glaube dann starten wir. Herzlich willkommen zum dritten SEF.Talk. Heute zum Thema Leadership und Management im Kontext von Remote Work. Mein Name ist Corine Blesi. Ich bin Geschäftsführerin vom Swiss Economic Forum und ich freue mich, dass ich hier durch die nächste halbe Stunde durchführen darf. Bevor ich meine Gäste vorstelle, möchte ich zwei, drei Housekeeping-Rules erwähnen. Und zwar würden wir uns sehr freuen, wenn die Teilnehmer mitmachen würden. Ihr könnt Eure Fragen jederzeit über die Chat-Funktion oder über die F&A-Funktion stellen. Wir schauen, dass wir diese während dem Gespräch aufnehmen können und ansonsten sicher noch am Schluss nach den ersten dreissig Minuten.
Wir werden ungefähr dreissig Minuten eine Diskussion haben und dann am Schluss noch ein kurzes Q&A. Es soll ein wenig interaktiv sein und von dort her freuen wir uns natürlich auch, wenn Fragen kommen von der Zuhörerschaft. Gut ich würde sagen dann starten wir. Ich begrüsse ganz herzlich unsere Gäste heute Nachmittag. Christian Keller, Vorsitzender von der Geschäftsleitung IBM Schweiz und Mitglied vom weltweiten Management-Leadership-Team von der IBM. Wir haben alle Panelists vorher gefragt, dass sie uns ein Quote zum Thema Remote Work zukommen lassen. Er hat gesagt: „Zu Zeiten der virtuellen Führung von Teams und Organisationen ist eine klare und transparente Kommunikation ein entscheidender Erfolgsfaktor.“ Wir kommen dann da gerne nachher noch darauf zurück. Herzlich willkommen Christian. Dann begrüsse ich den Beat Bühlmann. Er ist Leiter Vertrieb KMU Swisscom Schweiz. Und er hat gesagt: „Wenn man ein paar einfache Regeln beachtet, dann läuft es rund in virtuellen Teams.“ Ich glaube auch da sind wir gespannt. Herzlich willkommen Beat.
Dr. Beat Bühlmann: Vielen Dank.
Corine Blesi: Und der Felix Graf. CEO von der NZZ. Felix hat gesagt: „Vertrauen und Fokus auf den gemeinsamen Purpose sind in einem Umfeld mit starkem Remote Working umso wichtiger.“ Herzlich willkommen Felix.
Dr. Felix Graf: Sali Corine.
Corine Blesi: Gut, ich möchte anfangen mit einer Einstiegsfrage zu der aktuellen Lage, und zwar würde uns sehr interessieren: Wie geht es Eurem Unternehmen im Moment in dieser schwierigen Situation? Ich möchte mit Beat anfangen. Beat die Swisscom hat glaube ich vor etwa einer Woche die Quartalsergebnisse präsentiert. Die haben sehr gut ausgesehen. Die ganze Schweiz sitzt momentan abends vor dem Fernseher, streamt, telefoniert. Profitiert Ihr von dieser Krise?
Dr. Beat Bühlmann: Also es ist in der Tat so, dass unsere Netze sehr gut ausgelastet sind. Das ist so. Man muss auch sehen, sehr viele Leute haben heutzutage Flatrate-Abos, wo alles pauschal dabei ist, egal ob ich wenig oder viel surfe. Ob ich wenig oder viel mit dem Telefon unterwegs bin. Von daher haben wir jetzt nicht einen Umsatz-Boost im grossen Stil gesehen, sondern mehr einfach die Netzwerkbelastung ist raufgegangen. Und auf der anderen Seite haben wir natürlich gerade im KMU-Bereich diverse KMUs, die gesagt haben: „Hey könnt Ihr uns entgegenkommen?“ Mit irgendwelchen / und anderen Möglichkeiten, wie man KMUs in dieser schwierigen Zeit unterstützen kann.
Corine Blesi: Ich habe gesehen, auf Deinem Linkedin-Profil hast Du geschrieben als Dein persönlicher Claim: Empowering Swiss KMUs. Und SEF ist ja auch ein Netzwerk, vor allem für KMUs. Wie machst Du das persönlich jetzt in dieser schwierigen Situation, wo ja wirklich vor allem auch KMUs in einer schwierigen Situation sind.
Dr. Beat Bühlmann: Also wir haben bei uns einerseits komplett, also von einem Tag auf den anderen, umgestellt auf sogenannte Carecodes, wo wir wirklich allen Innen- und Aussendiensten gesagt haben: „Ruft unsere Kunden an und fragt sie, wie wir sie unterstützen können.“ Die einen haben mehr Bandbreite gebraucht, die anderen haben Laptops gebraucht. Andere wussten gar nicht, wie Videokonferenz funktioniert, da haben wir es denen wirklich gezeigt, was ist Screenshare, was ist mute, was ist unmute. Diese KMUs sind so unterschiedlich in der Maturität hinsichtlich Digitalisierung, dass wir wirklich die verschiedensten Sachen machen durften für diese Kunden.
Corine Blesi: Gut danke vielmals. Christian, wie sieht es aus bei der IBM? Ich habe gesehen Du bist schon seit einem viertel Jahrhundert für diese tolle Firma tätig. Du hast wahrscheinlich schon so einiges miterlebt. Wie siehst Du jetzt die aktuelle Krise verglichen mit allen anderen Krisen, die Du ja sicher auch schon erlebt hast in diesen letzten paar Jahren?
Dr. Christian Keller: Es ist in der Tat so. Es ist nicht die erste Krise, die wir durchmachen. Wir sind auch, wenn man schaut, in den letzten hundert Jahren durch einige durchgegangen. Was aber neu ist für alle, glaube ich, ist vor allem die Geschwindigkeit, mit der sie zugeschlagen hat. Man konnte das in den anderen Geografien schon seit längerem beobachten, aber dann ist es doch überraschend schnell gegangen, bis es auch in der Schweiz wirklich ernst geworden ist. Weil wir in der Technologiebranche sind und uns mit diesen digitalen Themen von der Industrie her gezwungenermassen auseinandersetzen, dann sehr schnell umstellen können auf Remote Work. Wir haben zwischen 96 bis 98 Prozent unserer Teams, die remote arbeiten. Das ging schnell. Und dann nachher, was dann war, wirklich permanent mit dem umzugehen, hat Führungsthemen wie Kommunikation, das was ich ansonsten tagtäglich mach durch kurze Gespräche, interaktive Gespräche, man verlagern muss. Und da geht es nachher darum zu überlegen, wie kann ich das jetzt in dieser digitalen oder virtuellen Zeit umsetzen, um da nah dran bleiben zu können und so das Unternehmen führen zu können.
Corine Blesi: Wie sieht es im Bezug auf den Geschäftsgang aus? Musstet Ihr Eure Ziele eher nach oben oder nach unten korrigieren?
Dr. Christian Keller: Das ist zweigeteilt. Du hast es angesprochen gehabt. Einerseits leben wir natürlich von dieser Technologie, es gibt Bereiche, die sehr gut laufen. Ich denke an diese ganzen Sicherheitsaspekte, je mehr man natürlich virtuell unterwegs ist, Thema Cybersecurity ist omnipräsent. Interessanterweise so Malware, wo man früher damit zu tun hatte, / / kommen wieder sehr viel mehr auf. Wir haben sehr starke Anfragen rund um Cybersecurity, das sind grosse Bedürfnisse. Auch wie man ganze Teams, Organisationen in das Remote reinbringt, war am Anfang ein riesiges Thema. Auch Automatisieren von Prozessen, um schnell Möglichkeiten finden zu können, um in der neuen Welt umgehen zu können.
Auch das Gesicht gegen aussen, die die noch nicht online waren. Das ist das Positive. Andererseits spüren wir ganz klar dramatische Einbrüche von ganzen einzelnen Betrieben. Die ganze Zulieferung von Automobil, das ist natürlich von einem Tag auf den anderen beim Produktionsstopp von den grossen Werken, spürt man das. Auch Gastro, Tourismus, Detailhandel massive Einbussen. Und das hat natürlich zur Folge, dass Projekte, die mittel-, langfristig angelegt waren, jetzt on hold sind temporär. Weil es darum geht, in diesen einzelnen Branchen und Unternehmungen auch das Überleben sicher zu stellen. Die Liquidität in dieser angespannten Situation, Krisensituation sicherstellen zu können, wie es nachher weitergeht. Von daher zwei Teile, ein Teil sehr gut, sehr positiv, dort profitieren wir. Andererseits spüren wir natürlich diese extrem angespannte wirtschaftliche Situation und hoffen alle, dass wir möglichst schnell wieder in eine Situation kommen, wo wir uns wieder ohne grössere Einschränkungen bewegen können und die Geschäftstätigkeit aufnehmen können.
Corine Blesi: Felix wie sieht das bei der NZZ aus? Wir konnten überall lesen, ein riesiger Leserzuwachs jetzt im März und im April. Der Leser sucht Qualität auch jetzt in dieser Krise. Ist das für Dich ein nachhaltiges Wachstum und gibt es vielleicht auch noch zwei, drei Wolken am Horizont? Weil auch die NZZ Gruppe ist ja sehr breit aufgestellt.
Dr. Felix Graf: Ja Corine, es hat sicher mehrere Aspekte. Was sicher überraschend war, dass wir mehr unique Users als 20 Minuten hatten im März. Das ist etwas, was ich mir ehrlich gesagt nie vorstellen hätte können, weil 20 Minuten ist ein reichweites Medium, macht einen sehr guten Job. Wir sind natürlich nischiger, aber ich glaube was man in solchen Zeiten sieht, ist, Qualitätsjournalismus kommt zum Tragen. Die Leute wollen wirklich solide informiert werden, und wir haben diesen Nutzerwachstum, diesen Abowachstum beobachtet und das freut uns natürlich sehr. Wie stark nachhaltig der ist, werden wir jetzt dann schauen müssen in den nächsten Monaten. Was gut ist, gerade jüngere Leute kommen so natürlich mit der Marke, mit dem Erlebnis in die Interaktion. Etwas, was früher über die Eltern, über die Zeitung zuhause passiert ist, was im Digitalen weniger der Fall ist.
Also von daher sicher ein positiver Teil. Ein negativerer Teil ist, dass wir ja da auch dabei mit involviert sind. Wir würden gerne normale Konferenzen durchführen, normale Interaktionsplattformen, und sind jetzt bis zu einem gewissen Grade auch gezwungen in die virtuelle Welt zu gehen. Das hat seine positiven Seiten, weil da kann man einen Haufen Sachen auch machen, das zeigt auch der Dialog, den wir heute führen. Aber es gibt andere Sachen, wo wir wirklich der Überzeugung sind, es ist wichtig, dass man auch wieder zusammen kommt. Und entsprechend ist auch wichtig, dass wir wirklich versuchen dort wieder das zu ermöglichen. Was uns sicher sehr hart trifft, ist der Einbruch im Werbemarkt, das ist für uns nach wie vor ein wichtiges Standbein in der Profitabilität.
Und dort haben wir ähnlich, wie der Christian vorher beschrieben hat, natürlich gesehen, dass der ganze Gastro-, Tourismus- aber auch Reisebereich und auch Autozulieferer und Auto natürlich eingebrochen sind. Und das sind eher Premiumprodukte, wo wir natürlich als NZZ Mediengruppe sehr stark spüren, oder unsere Beteiligung / im Fernsehen, Radiogeschäft sehr stark gespürt haben. Von daher ein sehr gespaltenes Bild. Es ist sicher strategisch gut, was im Nutzermarkt läuft. Aber diese Umsatzeinbussen und vor allem die Profitabilitätseinbussen, die tun wirklich weh. Und das ist für eine Industrie, wie die Medien, die jetzt doch recht / ist, nicht ganz unanspruchsvoll.
Corine Blesi: Ja. Gut. Also alle haben gewissen Sachen, die gut laufen. Andere Schwierigkeiten natürlich. Ich glaube das ist so ein wenig zusammenfassend. Ich möchte in Eure Statements einsteigen. Felix Du hast gesagt der Purpose ist extrem wichtig in diesem schwierigen Kontext und auch in diesem Kontext für Remote Work. Was ist der Purpose von der NZZ und wieso denkst Du, dass der einen so hohen Stellenwert hat jetzt in dieser schwierigen Zeit?
Dr. Felix Graf: Ich glaube was einer Firma wahnsinnig hilft, und das ist nicht etwas Neues, aber das ist sicher für die neue Generation wichtiger geworden, früher war Geldmachen eines von den wichtigsten Elementen. Das war in den letzten 40, 50 Jahren ein Thema. Heute haben gerade junge Talente die Möglichkeit in unterschiedlichen Firmen zu gehen und deshalb beschäftigen sie sich viel mehr mit der Frage: Wohin geh ich arbeiten? Und was verbindet mich? Und in der NZZ glaube ich, das Unternehmen, wo ich jetzt war, ich war in einigen Unternehmen schon, aber da beobachte ich, dass eine extrem hohe Identifikation mit dem Mandat, mit dem, was wir machen wollen, eben das Thema Qualitätsjournalismus, die Öffentlichkeit informieren, orientieren und inspirieren auf unterschiedlichsten Plattformen, das ist viel / und das hilft in solch einer Zeit der Unruhe, der Unsicherheit, auch wieder eine Identität zu finden und gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Ist aber auch klar, das Thema Vertrauen ist einfacher, wenn man weiss, es arbeiten alle für die gleiche Zielsetzung. Und gerade in einem Home-Office-Kontext kann man viel weniger kontrollieren. In dem Sinn ist das auch ein moderner Führungsstil und ich glaube wirklich, dass das Thema Purpose hilft, dass man dann das stark vereinfachen kann. Neben allen Elementen, die auch meine Kollegen erwähnt haben.
Dr. Christian Keller: Corine ich möchte den Punkt noch einmal aufnehmen. Ich kann das unterstreichen, was Felix gesagt hat, dass stellen auch wir fest, wir sind alle sehr stark auf dem Purpose, Sinnhaftigkeit. Insbesondere auch, stellen wir fest, zusätzlich zu der ganzen virtuellen Umgebung, wenn man ein breites Portfolio hat, kann man nicht verhindern, dass man gewisse antinomische Ziele hat. Und wenn man in einer Industrie ist, die sehr schnelllebig ist, kurze Lebenszyklen hat, braucht es einen gemeinsamen Nenner und den findet man im Sinn von Purpose, Vertrauen. Bei uns haben wir einen Slogan: Trust the license to operate bei uns im Geschäft. Und das kombiniert mit Purpose ist unheimlich wichtig. Insbesondere wenn man nicht mehr den physischen Austausch hat, wie wir jetzt alle erleben, in solchen Zeiten. Das kann sehr stark helfen die Identifikation und die Verbindung zu nehmen, also wir stellen dasselbe fest. Ich kann es nur nochmals unterstreichen, das ist ein sehr wichtiges Element, um in solch einer Situation effektiv führen zu können.
Corine Blesi: Beat Du hast uns geschrieben es gibt ein paar einfache Regeln in der virtuellen Führung, die man beachten muss. Wir sind sehr gespannt, wie sieht dieses Betty-Bossy-Rezept aus für die virtuelle Führung? Du hast jetzt die Chance Deinen Drei-Punkte-Plan oder ich weiss nicht wie viele, dass es sind, mit uns zu teilen.
Dr. Beat Bühlmann: Sehr gerne, sehr gerne. Das hat mich natürlich gefreut, dass diese ganze virtual Teammanagement-Geschichte jetzt so wichtig geworden ist. Ich habe damals im Jahr 2002 meine Diss. angefangen genau zum Thema virtual Teammanagement und dort das untersuchen können. Und was dort herauskommt, ist, es ist eigentlich sehr vieles ähnlich wie beim normalen Leadership. Ich sage immer: Peoplemanagement beginnt mit dem Wort People. Und nicht mit Excel-File und mit Powerpoint. Das sind People. Und eine Person, die ein guter Peoplemanager ist face-to-face, der ist in der Regel auch ein guter virtual Teammanager, weil der interessiert sich für den Menschen, der ruft auch einmal an. Der macht einmal einen Call und fragt nicht gerade nach Zahlen, Daten, Wachstum, sondern der fragt einmal: „Hey, wie geht es Dir eigentlich zuhause? Wie läuft Dein Homeschooling zuhause?“ Und so gibt es, was meine beiden Vorredner bereits gesagt haben, zum Thema Trust, das ist enorm wichtig.
Und das kann man vor allem durch Interaktion, am besten mit der Kamera, nicht nur über das Telefon, weil man dort dann auch die Tonalität und vor allem auch die Körpersprache mitbekommt. Und diese Leute, die vorher schon nicht wirklich gute Peoplemanager waren, die sind es im virtuellen Kontext in der Regel auch nicht, oder sogar noch weniger. Was ich aber meinte mit dem Statement ist, wir leben in einer Welt von einem massiven Overload. Wenn man schaut, wir haben alle nie wirklich gelernt, mit diesen Medien umzugehen. Plötzlich hat es E-Mail gegeben, plötzlich hat es Whatsapp gegeben, plötzlich hat es irgendwelche shared Drives gegeben. Und jeder hat angefangen damit etwas rumzuarbeiten. Aber wenn man die Analogie zum Autofahren macht, wo jeder eine Fahrprüfung bestehen muss um zu wissen, was ist der tote Winkel, was ist der Bremsweg, fahren wir links oder rechts? Mit diesen Regeln kann man nämlich schon relativ gut Autofahren. Das haben wir nicht in der digitalen Welt, und darum gibt es das Thema tripple Overload, was ich immer wieder nenne, dass die Leute viel zu viele Daten haben.
Research hat gezeigt, dass die Leute zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tag nach Informationen suchen. Nicht am Stück aber über den ganzen Tag verteilt. Sei es einmal ein Attachement Version 3, Final 1, Final 7, Final 9, man weiss nicht, gibt es ein Final 12? Der eine schickt es über Whatsapp, dieser über Teams, dieser hat es auf Dropbox. Wir verlieren so viel Zeit, weil wir uns nicht geeinigt haben, was brauchen wir wo, wenn und wie? Dann verbringen wir die grösste Zeit von unserer Arbeit eigentlich in Meetings und in der Inbox mit lesen und senden von E-Mails. Und das Schlimmste ist, dass wir uns alle drei Minuten im Schnitt ablenken lassen und unterbrechen. Das sind so diese drei Overload-Bereiche, die ich mal in einem Paper ein wenig beschrieben habe. Die Lösung dazu ist eigentlich nicht eine Drivers License, sondern eine Communication Drivers License. Wo man für sich als Team, oder auch als Firma, aber mindestens einmal als Team, einmal sagt: „Hey, wann schicken wir E-Mails und wann nicht? Warum schicken wir keine Attachements?“ Wegen dem Versionskonflikt. Also schicken wir Cloudlinks. Und wenn einer nicht weiss, was Cloudlink ist, müssen wir ihm das halt beibringen. Aber wenn man sich einmal einigt über die wichtigsten, grundlegendsten Kommunikationsarten, auch dass der Kalender zum Beispiel offen ist, dass man einfacher Termine finden kann, dass man nicht einen Termineintrag macht und separat das E-Mail schickt mit der Agenda oder im E-Mail mit Attachements, wo ich eine halbe Stunde brauche, um mich auf ein Meeting vorzubereiten, sondern alles im Kalendereintrag drin habe, die Agenda, Pre-Meetings, alles, so kann man viel produktiver arbeiten und dann macht es auch remote viel mehr Spass.
Corine Blesi: Also so ein wenig wie eine neue Arbeitshygiene und gewisse Grundregeln oder ein Grundverständnis auch, wann man all diese verschiedenen Tools nutzt und was wann wichtig ist, oder?
Dr. Beat Bühlmann: Genau.
Corine Blesi: Christian, wie sieht das bei Euch aus? Ich meine das sind ja auch so ein wenig Fragen von der Effizienz und der Effektivität. Wie kann man das sicherstellen als Führungsperson, dass man auch dann diese Ziele erreicht und eben trotzdem auch noch produktiv ist mit all diesem Overload, den jetzt Beat gerade schön ausgeführt hat?
Dr. Christian Keller: Also ich kann nur beipflichten. Es braucht Verhaltensregeln, wie es Beat auch klar gesagt hat. Dann gibt es natürlich rollenspezifische Sachen, die relativ einfach messbar sind und effektiv sind, wenn einer im Vertrieb ist, numbers do the talking. Das kann man anschauen, das sieht man. Es wird dann schwieriger dort wo überall gewisse qualitative oder weichere Faktoren mit drin sind. Das ist auch diese Herausforderung, wo man entsprechend auch ein Gefühl entwickeln muss, eine Methodologie, wenn man sagt von einer Präsenzarbeit zu einer Distanzarbeit, kann es sein, dass man sagt, man macht regelmässig sogenannte, wir nennen das bei uns Coaching Calls, wo man sagt wir sind im Fortschritt, schauen wir uns den Fortschritt an von der Tätigkeit. Gibt es Probleme? Wo kann man helfen? Wo braucht es Support jeglicher Art? Braucht es einen anderen Spezialisten? Braucht es finanzielle Mittel? Und entwickelt ein gutes Gefühl, was der Fortschritt einer Tätigkeit ist, auch wenn das nicht gerade in einer Zahl messbar ist. Und das hat mit der Maturität zu tun, wie die Leute mit solchen Arbeitsmitteln umgehen können. Es gibt gewisse Teams da fällt es einfacher, die sind sich das gewohnt und das geht sehr gut.
Dann gibt es Personen, Teams, wo das irgendwie schwieriger ist und ich denke das kommt sehr gut in diese Frage, die ein Teilnehmer da stellt: Wie schafft man eine gewisse Nähe? Was wir ganz bewusst gemacht haben, auch in der Kommunikation nicht nur Zahlen, Daten, Fakten, oder wo geht es hin, sondern auch bewusst Gefässe macht, wo man sagt, ich rufe einfach einmal an, wenn ich ansonsten bei einem Kaffeeautomaten ein Gespräch habe. Frage wie es geht, wie ist das Umfeld, was sind Deine Herausforderungen im Bereich zuhause arbeiten? Gibt es Schwierigkeiten? Kann man helfen? Vermisst man etwas im Setting? Und da kann man einerseits eine gewisse Nähe schaffen, andererseits bekommt man auch eine Idee wie es dieser Person geht, gibt es Schwierigkeiten et cetera. Also das ist etwas, wo man sich herantasten muss. Es braucht Verhaltensregeln, ich kann das nur unterstützen, was Beat gesagt hat.
Das stellen auch wir fest. Nebst der klaren, und da habe ich auch gemeint mit der transparenten Kommunikation, wenn man virtuell kommuniziert, ist es teilweise schwieriger, man hat nicht die ganze Mimik, Körpersprache, auch durch die Präsenz, die man hat und das ist sehr wichtig, dass es konsistent ist und dass sich die Leute daran gewöhnen. Dass man einen Rhythmus drin hat, wann wird kommuniziert, wie wird kommuniziert und gewisse Sicherheit wieder schaffen zu können in einer sehr unsicheren Zeit. Und mit dem auch umgehen zu können. Wir haben ein Votum, vielleicht als Abschluss dazu, wir sagen immer, es geht darum Fakten zu kommunizieren, aber die Krise nicht zu übertreiben, overamplify, sondern wirklich sagen, was ist, dass man auch ehrlich dazu stehen kann, wenn man etwas nicht weiss, wo man unsicher ist und das abklärt. Und das schafft dann auch über diese virtuellen Möglichkeiten das Vertrauen und dann auch eine gewisse, ich sag jetzt einmal eine gewisse Sicherheit, in diesen volatilen oder schwierigen Zeiten.
Corine Blesi: Felix was hast Du das Gefühl, gibt es einen Paradigmenwechsel in der Unternehmensführung? Man sagt ja viel jetzt werden die Hierarchiestufen ein wenig flacher. Am Videoscreen sind alle Mitarbeiter gleich. Man hat nicht mehr so diese Sitzordnungen am Sitzungstisch und so. Es hat sehr viele Sachen, die sich jetzt sehr schnell verändern. Hast Du das Gefühl das ist jetzt in dieser Zeit, wo sich alle in dieser virtuellen Umgebung befinden, oder wird das auch nachhaltig dann gewisse Organisationsstrukturen verändern?
Dr. Felix Graf: Ich bin nicht sicher, dass die Screens das automatisch flacher machen von der Führung her. Es ist glaube ich mehr, was mir auffällt, ist, in der klassischen Führung haben sich die Teams sehr oft begrenzt und haben sich auch weniger ausgetauscht. Das heisst wir haben zum Teil durch diese Virtualisierung eine bedeutend höhere Kommunikation auch zwischen den Bereichen. Und das finde ich äusserst spannend. Sowohl zwischen den Managern wie aber auch zwischen den Leuten. Ich wünschte mir natürlich, dass das wieder mitgenommen wird. Ich glaube wir sind auch in einer genug langen Phase drin, um die Vorzüge zu sehen. Es gibt sicher andere Aspekte. Es sind auch ein paar Fragen hereingekommen. Wie kann man sicherstellen, dass die Leistung aufrechterhalten wird? Wie kann man die Nähe sicherstellen? Wie kann man mit Leuten umgehen, die diese Tools vielleicht nicht optimal nutzen? Beim Letzten dort glaube ich, das werden wir lehren und das ist das, was Beat auch gesagt hat, wir müssen einfach lernen mit diesen Tools auch zu arbeiten. Es gibt Situationen, wo das eine funktioniert und das andere nicht. Für den einen funktioniert es besser. Und dann müssen wir halt auch diese entsprechenden Kanäle finden. Aber ich glaube im Grundsatz, ist das, was wir hier durchleben, rein kommunikativ eine Bereicherung solange wir es schaffen richtig zu funktionieren.
Dr. Beat Bühlmann: Ich kann mich diesem Statement nur anschliessen. Auch auf diese Frage noch von einem Teilnehmer: Wie schafft man die Nähe? Am Ende des Tages sind wir nicht Roboter, sondern Menschen. Und Menschen mögen nicht nur Excel-Files und Powerpoint, sondern sie mögen auch ein wenig Entertainment. Und darum statt Information lieber ein wenig Infotainment. Wie haben wir das bei der Swisscom gemacht? Ich habe in der Woche zwei den Leuten gesagt: So jetzt machen wir mit allen 300 Leuten in der ganzen Schweiz in meinem Bereich ein Teammeeting, gibt es ein paar Updates und dann gibt es ein Konzert. Das erste Swisscom Live on Air Konzert. Wer möchte etwas vorspielen? Und ich hatte relativ schnell vier, fünf Leute, die einfach gesagt haben: „Ich spiele gut Gitarre, ich spiele euch etwas vor.“ Jemand anderes hat Klavier gemacht. Und so haben wir einen super schönen Freitagabend gehabt und konnten das Wochenende einläuten. Vor zwei Wochen haben wir dasselbe gemacht. Habe ich gesagt: „Wer kann uns kurz sein bestes Rezept vorstellen?“ Da hatte ich innerhalb von einigen Minuten sieben Leute, die sagten: „Ich zeige drei Minuten lang das beste Rezept.“ Und so schafft man Nähe trotz Distanz. Weil jeder weiss, dass wir zuhause auch Menschen sind. Und sich etwas vorspielen im Geschäft, diese Maske und diese Fassade, das mögen die Leute nicht. Die Leute mögen Transparenz, ehrliche glaubwürdige Leute und ein wenig Fun gehört eben auch dazu. Und das darf man als Chef auch vorspielen oder mindestens orchestrieren, und ich habe sehr gute Feedbacks von den Leuten erhalten, dass man bei der Swisscom auch solche Sachen machen kann.
Dr. Christian Keller: Und ich kann diesen Punkt nur aufgreifen. Das stellen auch wir fest. Der Fun-Aspekt und das Spielerische darf nicht zu kurz kommen. Wir haben einen super Sportler bei uns, einen Spitzensportler ein ehemaliger, der hat jeweils Konditionstraining über den Mittag online gemacht. Der hat die Familienmitglieder mitgenommen, das hat sich herumgesprochen innerhalb von unserer Gruppe, dass / sich eingewählt hat. Dann virtueller Kaffee oder auch einmal die Umgebung gezeigt hat. Das ist alles absolut wichtig. Man muss einfach auch schauen, dass es dann nicht nur noch um Videoclips geht. Das ist dann nachher auch wieder die Gefahr,, wenn es übertrieben wird, die gesunde Balance aber das kann ich nur unterstützen, das funktioniert sehr gut, wird sehr geschätzt. Dass der menschliche Aspekt auch hervorkommt zum Tragen und man auch sieht, es ist nicht immer alles perfekt. Man kann dazu stehen und das entkrampft sehr vieles und schafft Vertrauen in die Technologie, dass es nachher natürlich wird. Wir nutzen sehr stark den Slack-Channel, das hat eine unheimliche Renaissance /, obwohl das Virtuelle ist dann halt sehr schnell, was wir teilweise ansonsten nicht hatten. Es ist wirklich ein sowohl als auch.
Corine Blesi: Gut es gibt ja auch sehr viele schwierige Situationen. Das eine ist ein wenig an diesem Teamspirit zu arbeiten, diese Nähe herzustellen, das gehört alles auch zu der Führung. Es gibt ja auch vielleicht schwierige Mitarbeitergespräche oder Kündigungen in dieser schwierigen Zeit, wo man aussprechen muss. Wo viele Leute vorher gedacht haben, nein das ist unmöglich per Video, das ist unpersönlich. Gewisse Sachen muss man einfach persönlich machen. Wie steht Ihr zu dem? Hat sich das verändert jetzt in diesen sieben Wochen?
Dr. Felix Graf: Ja wenn ich da gerade beginnen darf. Ich musste Kündigungen aussprechen über Videocalls. Das ist äusserst unschön, aber die Situation hat es einfach erfordert. Es gibt sicher Situationen, die im zwischenmenschlichen einfach sind. Ich glaube eine ähnliche Situation ist im Sales-Bereich, wenn man eine Person dann nie gesehen hat. Auch da ist es einfacher, wenn man mit dem Menschen interagieren kann, in die Augen schauen kann. Nicht nur diese Zweidimensionalität erleben kann. Aber am Schluss sind wir in der Situation, in der wir sind. Und dann müssen wir alle versuchen damit umzugehen. Und dort ist das, was Beat aber auch Christian vorher gesagt haben, auch die / ist glaube ich das Entscheidende, der entscheidende Faktor. Und die anderen Leute wissen ja auch, dass wir das nicht nicht machen, weil wir das einfach abspeisen wollen, sondern weil wir momentan keine Alternative haben. Und entsprechend wird es auch akzeptiert. Aber das sind sicher Situationen, die werden so im Alltag nicht mehr passieren, oder weniger passieren.
Dr. Christian Keller: Ich kann das nur noch unterstreichen Felix. Auch bei uns hat es Situationen gegeben, wo wir Kündigungen online aussprechen mussten, weil es in der Situation nicht anders möglich war. Wir führen auch Bewerbungen, schon seit längerem, sehr viel online durch. Jetzt vielleicht weniger in der Schweiz, das ist auch wieder kulturell bedingt, dass es gar nicht anders möglich wäre aufgrund von der Menge, insbesondere im asiatischen Raum, wo man sich in der Gruppe austauscht. Für die jüngere Generation ist das ganz normal, kein Ding, für andere mehr. Es kommt sehr stark auf die Situation drauf an. Wie man es nutzt, wenn man aus dem herauskommt, gibt es sicher das Element, wo man es wieder traditionell macht, weil es einfach gerechter ist. Aber das Geschäftsleben geht weiter, auch in der jetzigen Situation, und da muss man versuchen das Beste daraus zu machen.
Dr. Beat Bühlmann: Ich möchte da gerne noch einen Schritt weiter gehen. Ich mache zum Beispiel bei Bewerbungsprozessen immer ganz bewusst drei Schritte. Im ersten Gespräch, auch wenn der Kandidat vis-a-vis wohnt, mache ich nur über das Telefon. Weil ich möchte spüren, wie er rüber kommt, weil man auch oft mit Kunden über das Telefon kommunizieren muss, und ich möchte mich nicht von einem teuren Anzug beeinflussen lassen, oder sonst irgendwelchen Stereotypes. Ich möchte einfach diese Person rein verbal und kommunikativ erleben. Dort gebe ich dann so zwei, drei kleine Fragen auf, ein Zuhörtest, weil bei meiner Diss. habe ich etwa 3500 E-Mail und Bewerbungskonversationen analysiert über vier Jahre und festgestellt, dass viele Leute gar nicht mehr zuhören können. Wenn man ihnen zwei klare Aufgaben stellt, Sachen, die man googlen kann, es geht nicht um die Antwort, sondern mein Auftrag war: Wiederholen Sie bitte die Frage wieder in maximal fünf Sätzen. Das ist eigentlich der Test. Und über 60 Prozent der Leute, unabhängig vom Alter, auch 40+, 50+ wiederholen die Frage nicht wieder und schreiben sieben Seiten. Wenn sie einem Telefongespräch im Jobinterview nicht zuhören können, bei einer so klaren Konzentrationsübung, dann können sie es nachher im Alltag bei Teammeetings auch nicht. Und dort kann man eigentlich schon die meisten Leute so aussortieren. Das zweite Gespräch ist dann bewusst über Videokonferenz, auch wenn diese Person vis-a-vis wohnt, weil ich will auch sehen, wie diese Person mit diesen Tools zurechtkommen kann. Und dann, die letzten zwei, drei Kandidaten, dort gibt es dann ein Face-to-Face-Gespräch. Ich mache das ganz gezielt, diese Kanäle einsetzen, weil ich in jeder Stufe auch etwas gezielt sehen will, oder eben nicht sehen, um mich nicht beeinflussen zu lassen.
Corine Blesi: Spannend. Da ist noch eine sehr spannende Frage reingekommen von Jan Aebi: Wie sehen die Führungspersonen der Zukunft aus? Habt Ihr das Gefühl es gibt eine Änderung, man schaut vielleicht auch auf andere Fähigkeiten, wenn man in Zukunft Führungspersonen einstellt oder befördert? Oder bleibt das gleich?
Dr. Christian Keller: Aus unserer Optik raus, eine Führungsperson heute muss mit den elektronischen Werkzeugen umgehen können. Das ist einfach heute integraler Bestandteil. Jetzt kann man natürlich sagen, das ist abhängig graduell von der Industrie, wo man sich drin bewegt. Aber eine Zukunft ohne Einsatz von elektronischen Mitteln, auch dass man mit denen umgehen kann, sie richtig einsetzen kann, stelle ich mir sehr, sehr schwierig vor. Also von daher ist das eine kontinuierliche Weiterentwicklung, was eine Führungskraft mitbringen muss. Dann aber wird nach wie vor, und da nehme ich gerne noch einmal den Punkt auf, den Du gemacht hast Beat zu Beginn, der Mensch ist immer noch der Mensch wie vor x-tausend Jahren. Der hat Gefühle, der hat Empathie. Das ist unheimlich wichtig. Und stellen wir insgesamt fest, jetzt unabhängig von dieser Krise, wir können noch so digital unterwegs sein, am Ende des Tages interagiert der Mensch mit anderen Menschen und da kommt es sehr stark darauf an, was bringt er mit und eine Führungskraft hat nach wie vor eine Vorbildfunktion unseres oder meines Erachtens und es ist die Kombination, die es ausmacht, diese Facetten mit den neuen Tools, Werkzeugen umgehen zu können, aber auch authentisch sein können, glaubwürdig sein, ist in diesen Zeiten, wo sehr viel sich digital oder virtuell abspielt, wird es zu einem wichtigen Asset.
Dr. Felix Graf: Ich kann das unterstreichen. Ein anderer Aspekt, der Marc Lang bringt, sali Marc, via Chat ist, wir sollten nicht die Interaktion, dieses Beispiel von Beat vorhin, vergessen und alles auf die Arbeit fokussieren. Weil genau die menschliche Interaktion umso wichtiger ist. Und das Risiko. Ich weiss nicht, wie es Euch geht, aber ich stell das fest, dann fängt man morgens um halb acht an, hat bis abends um acht durchgeplant, und ist dann voll durchkonzentriert. Am Schluss ist man müde und hat gar keine humane Interaktionen mehr gehabt. Darum glaube ich, ist das ein wichtiges Element. Was sicher auch nicht ganz trivial ist, um einzubauen, und dort müssen wir sicher alle noch besser werden, wie man mit all diesen Kommunikationsmittel eigentlich diese / besser definieren muss, und mit diesen als Gesellschaft lernen umzugehen. Das ist eine wichtige Ergänzung.
Dr. Beat Bühlmann: Ich glaube hier in diesem Zusammenhang ist wichtig, weil wir leben jetzt in einem Extrem, es wir meiner Meinung nach zumindest das Pendel ein wenig zurückschwingen. Aber dennoch, wir haben gerade gestern eine Umfrage gemacht und gesehen bei der Swisscom wie viele Leute dass es eigentlich toll finden so, weil man kann morgens frühstücken mit der Familie, man kann vielleicht zu Mittag essen mit der Familie. Es gibt auch ganz viele Aspekte, die auch sehr gut sind. Und wir gehen jetzt davon aus, dass wir nicht zum Alten nochmals zurückgehen, sondern dass man da auch, weil wir es jetzt beweisen konnten, all diese Neinsager immer gesagt haben, das geht nicht. Bis hin zu VR-Sitzungen, ich hatte jetzt schon sechs VR-Sitzungen über Teams, das geht tip top. All diese Neinsager wurden eines besseren belehrt. Aber es ist schlussendlich eine Frage der Dosis. Die Dosis macht das Gift hat der Paracelsus mal gesagt und das passt hier glaube ich sehr schön. Es ist nicht die Frage analog versus digital und dass sich diese beiden Formen gegenseitig ausspielen, das ist nicht meiner Ansicht der richtige Approach. Die Frage ist nicht, ob ein Arztbesuch face-to-face besser ist als über eine Handykamera. Die Frage ist, wenn der Arzt 500 Kilometer weg ist und es gibt keinen Zug oder kein Flugzeug, ist ein Videokonferenz-Arztbesuch nicht besser als nichts? Das man da nicht von einem Extrem zum Anderen schwingt. Und andererseits, dass man einen gesunden Mix findet. Vielleicht dreimal in das Büro und zweimal Home-Office, irgendwie so etwas könnte ich mir gut vorstellen.
Corine Blesi: Womit wir ja bei diesem new normal wären, wie das aussieht genau. Zum Teil natürlich auch ein wenig unterschiedlich, je nachdem auch was wir jetzt für Erfahrungen in dieser Zeit gemacht haben. Christian, wenn ich Dir den Ball zuspielen darf, was hast Du das Gefühl, in welche Richtung entwickelt sich das?
Dr. Christian Keller: Ich glaube ganz fest, dass wir nicht mehr eins zu eins zurück in diese alte Welt kehren werden. The new normal wird eine Kombination sein, ich kann das nur unterstreichen, was Du gesagt hast Beat. Das stellen auch wir fest. Es hat auch gewisse Vorteile, weil man gezwungen worden ist diese virtuellen Tools auszuschöpfen. Man kann gewisse Sachen vereinfachen. Ich denke ich mache ein grosses Fragezeichen hinter dieser Reisetätigkeit, die man vorher gehabt hat, ob wirklich jede Reise noch so notwendig ist. Man kann es auch sehr gut ohne machen. Macht erst noch einen positiven Beitrag zu der ganzen Klimathematik als sehr schöner Nebeneffekt. Es wird ein sowohl als auch geben. Und ich denke das ist auch das, was die Mitarbeiter und auch die jüngere Generation schätzen wird. Auch die ältere notabene. Dass man nicht mehr, die vor allem, wo das noch nicht hatten, die Möglichkeit von Mobile Work oder Distanzarbeit, wo jetzt gezwungen worden sind, auch das einmal zu überlegen, weil sie gesagt haben bei mir unmöglich. Jetzt mussten sie es, exogen gezwungen, das wird uns weiter beschäftigen. Und von daher glaube ich wird das die Arbeitswelt verändern und wir werden in eine natürliche Weiterentwicklung kommen mit dem sowohl als auch. Aber alles nur noch virtuell machen, dass zeigt auch die Grenzen auf, die wir jetzt haben. Ich glaube alle freuen sich wieder in Gruppen oder in grösseren Teams zusammenkommen zu können, auch in eine Konferenz kommen zu können, sich wieder austauschen können, auch wenn es mit entsprechenden Vorsichts- und Sicherheitsmassnahmen ist, auch das gehört dazu.
Corine Blesi: Gut ich glaube, dann wären wir fast bei der letzten Frage angekommen, die mich einfach schampar interessieren würde: Was habt Ihr am meisten vermisst jetzt in dieser Zeit? Was fehlt Euch wirklich am meisten nebst natürlich dem Austausch mit den Leuten und dem kleinen Schwatz vor der Kaffeemaschine. Gibt es etwas, wo Ihr sagt: „Woa auf das / ich wirklich und da freue ich mich dann auch wieder, wenn ich im Büro bin.“
Dr. Felix Graf: Ich selber kann nichts isolieren. Es ist eine Kombination von einem Haufen Faktoren. Aber am Schluss macht das Leben halt auch Menschen aus, und mit denen zusammen zu kommen und auch diese spontanen Begegnungen. Da muss ich sagen die vermisse ich schon.
Dr. Christian Keller: Ich denke auch das sind ganz viele Einzelteile. Man geht durch das Büro und man macht einen Spruch, man kann jemandem gratulieren. Das sind diese Kleinigkeiten, dann muss ich wieder die Kamera einstellen, dann muss ich das Telefon in die Hand nehmen. Diese instant Spontaneität von Begegnungen, die ich einfach wahrnehme, wenn ich mit Leuten zusammenkomme, da ist das, was ich am meisten vermisse.
Corine Blesi: Beat?
Dr. Beat Bühlmann: Das ist bei mir dasselbe plus noch das Mittagessen. Ich mache weniger so Networking an Riesen Events, weil man dann weniger Zeit hat, sondern ich mache gezielt Mittagessen, wo dann die andere Person jemanden mitnimmt, den ich nicht kenne und man so dann ganz gezielt diese Person kennenlernen kann und zwar auf beide Seiten. Das ist etwas, was mir natürlich fehlt. Der Austausch mit neuen Leuten kennenlernen. Weil digital ist es oft eher ein wenig geplant, was auch viele Vorteile hat. Aber das Spontane, hey was machen den Sie? Und Sie habe ich doch auch schon irgendwo gesehen. Das fehlt mir.
Corine Blesi: Es ist noch eine spannende Frage reingekommen: Haben wir einen Generationenkonflikt bei diesem Remote Work? Stellt Ihr das fest jetzt mit Euren Erfahrungen, dass es da zwischen, ich sage einmal den Jungen, die eh schon mit dem aufwachsen und all diese Tools kennen, und es kein Problem ist, ob sie jetzt auf Teams oder Zoom oder Slack arbeiten, und den Älteren, die finden, jetzt muss ich mich nochmal an etwas Neues gewöhnen und so. Stellt Ihr das fest, oder hat sich das jetzt auch ein wenig nivelliert in diesen letzten sieben Wochen?
Dr. Felix Graf: Ich nehme den nicht so wahr. Ich hätte ihn stärker erwartet. Also ich fand auch dieses new normal hat sich relativ schnell etabliert auch bei den älteren Generationen, sogar bei unseren VRs.
Dr. Christian Keller: Ich nehme es auch nicht wahr, ich kann nur beipflichten Felix, was Du sagst. Im Gegenteil. Wenn man einmal gezeigt hat, wie es funktioniert, die finden das recht cool. Ich nehme es nicht wahr. Ich bin erstaunt, ich habe auch gedacht es wird vielleicht noch etwas mehr sein, auch die Interaktion, aber bin da sehr positiv überrascht worden.
Dr. Beat Bühlmann: Ich habe eigentlich eher etwas anderes erlebt und zwar, es ist eigentlich wie immer. Es gibt eine Hemmschwelle. Wenn man etwas nicht kennt, dann sagt man ja, nein, man kommt mit irgendwelchen Ausreden, wenn wir ehrlich sind, warum man sich nicht einmal fünf Minuten mit dem beschäftigt. Wenn man es dann aber muss wie jetzt, kommt sehr viel Positives. Ich habe von zwei VR zum Beispiel Feedback bekommen, die gesagt haben: „Du, ich höre es besser.“ Weil am langen VR-Tisch höre ich nur den neben mir und je weiter weg sie sind, höre ich die Leute nicht mehr so gut. Mit dem Ohrstöpsel höre ich alle gleich gut. Andere haben mir gesagt: „Ich sehe es besser.“ Weil ich habe meinen Doppel-Screen zuhause, hochauflösend, ich bin ganz nah, ich sehe es viel besser, als diese kleinen Slides manchmal, die weit weg sind an dieser Wand. Also ich habe gerade bei Leuten, die das noch gar nie gemacht haben eine Begeisterung und Faszination festgestellt, wo die gesagt haben: „Das ist gar nicht schwierig.“ Ich klicke auf einen Link, ich sehe alle, ich höre es besser, ich sehe es besser und das ewige Umstöpseln vom Computer und dann wird wieder der Beamer nicht erkannt und dann muss man neu starten. Das hat man auch nicht, weil es kann jeder einfach Screenshare machen. Also ich habe eigentlich eher das Gegenteil, eher eine Faszination erlebt, von denen, die es einmal machen mussten.
Corine Blesi: Gut, super. Also ja ich glaube das wäre auch ein schönes Schlusswort, so ein wenig Aufgeschlossenheit und auch geistige Flexibilität. Ich glaube auch in so schwierigen Situationen schlussendlich trotzdem auch zu etwas Gutem werden kann. Ich möchte ganz herzlich Christian, Beat und Felix danken für die Offenheit hier Teil zu nehmen aber auch um Eure Erfahrungen zu teilen. Ich glaube das ist nicht selbstverständlich, weil es sind dann doch auch sehr persönliche Sachen. Und ich wünsche Euch natürlich persönlich alles gute, aber auch der IBM, der Swisscom und natürlich der NZZ für die kommenden Monate. Ich möchte mich auch bei den Zuhörerinnen und Zuhörern bedanken für diese aktive Partizipation und das Mitmachen. Wir werden nächste Woche weiterfahren mit dem SEF. Talk zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Und würde mich natürlich freuen, wenn möglichst viele wieder einschalten würden. In dem Sinn einen ganz schönen Abend und bis bald. Merci vielmal.
Dr. Christian Keller: Danke Corine, gleichfalls.
Corine Blesi: Ja merci.
Dr. Beat Bühlmann: Gleichfalls, merci, ade miteinander.
Dr. Felix Graf: Danke miteinander.