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Holacracy – Was ist genau ist das eigentlich?

Natalie Ediger, 20. November 2017· Cleverclip

Holacracy – Wie sind unsere Erfahrungen damit?

Hast du schon von Holacracy gehört? Manche sagen, es ist die neue grosse Hoffnung was Organisationsmanagement betrifft. Andere finden: blosser Hype. Egal, auf welcher Seite du stehst – oder auch, wenn du noch gar nie davon gehört hast – lernen, kann auf jeden Fall jeder etwas davon. Wir bei Cleverclip zumindest, haben einige Erkenntnisse daraus gezogen.

Aber der Reihe nach. Was ist Holacracy überhaupt? Im Grunde ist es das genaue Gegenteil eines hierarchischen Modells. Holacracy ist eine flache Organisationsstruktur, in welcher die Macht zwischen selbstorganisierten Gruppen aufgeteilt ist. Die Personen, die verantwortlich für etwas sind, haben auch die Autorität, zu entscheiden, wie diese Arbeiten erledigt werden. Verbindende Rollen, sogenannte “Links”, sind Teil mehrer Gruppen und stellen sicher, dass nach den überbetrieblichen Zielen gehandelt wird.

Holacracy entstand Mitte der 2000er Jahre – Brian Robertson gilt als Pionier. Der Amerikaner experimentierte in seiner Software-Firma Ternary mit demokratischeren Organisationspraktiken und entwickelte so diese neue Managementform. Robertson machte Holacracy zu seiner primären Einkommensquelle und gründete eine Beratungsfirma, die Unternehmen darin unterstützt, diese neue Philosophie anzuwenden. Schliesslich schrieb er das Buch “Holacracy: The New Management System for a Rapidly Changing World”.

Für alle, die nicht die ganzen 240 Seiten lesen wollen, hier ein Überblick über die wichtigsten Lektionen, die wir bei Cleverclip von Holacracy gelernt haben.

Lektion 1: Du sollst dich von deiner Job-Beschreibung verabschieden

Das Einstellungsverfahren bei Cleverclip besteht immer noch aus diesen Hauptelementen: Lesen der Stellenausschreibung, Bewerbungsunterlagen schicken, Bewerbungsgespräch, Probetag. Sobald die Sache geritzt ist, wird die Rolle angenommen, für die sich beworben wurde. Aber wir haben gelernt, diese Rollen nicht als fix anzusehen. Stattdessen, betrachten wir unsere Aufgabengebiete als dynamisch.

Wieso?

– Weil wir glauben, dass Erfahrung in anderen Rollen weitere Stärken – und Schwächen – zeigen kann. Bestätigt hat sich das bei unserem Motion Designer Carlos, der sich vom Animieren hin zum Konzept Designen spezialisiert hat.

– Weil sich unser Umfeld stetig verändert. Unsere Cutterin Anine wurde zum Consultant – nachdem wir die Prozesse für unsere Scribble-Videos optimiert haben.

– Weil unsere Erkenntnisse in unterschiedlichsten Bereichen nützlich sein können. Deshalb schreibe ich, als Consultant, diesen Blog hier – und unsere Copywriterin Ariane wurde zur Rekrutiererin, als wir auf der Suche nach einem weiteren Storyteller waren.

Lektion 2: Du sollst es “like a boss” machen

Darwin hatte es erkannt: “Es sind weder die stärksten noch die intelligentesten Spezien, die überleben, sondern jene, die sich am besten an Veränderungen anpassen können.” Und das lässt sich auch auf die Business-Welt übertragen. Wie bleiben wir bei Cleverclip agil und motiviert zugleich? Indem wir das Holacracy-Prinzip der verteilten Autorität anwenden.

Jeder von uns hat eine ganze Menge Autorität, was seinen Arbeitsbereich betrifft. Im Grunde sind wir alle unseren eigenen Chefs. Das bedeutet beispielsweise wenn ich, als Consultant, ein neues Projekt starte, die Kreativen die Freiheit haben, zu entscheiden mit mir daran zu arbeiten – oder eben nicht. Beurteilen werden sie das anhand ihrer Erfahrung, ihrer Auslastung und ihrem Interesse. Sobald sie zugesagt haben, liegt es an ihnen, ihren Zeitplan zu managen und mir die Resultate zu den vereinbarten Zeiten zu liefern.

Darüber hinaus sind wir alle Teil einer bestimmten Gruppe. In meinem Falle ist es die Consultant-Gruppe. In diesem Kreis treffen wir uns einmal wöchentlich und besprechen beispielsweise Hindernisse, denen wir begegnet sind. Jegliche Initiativen, die diskutiert wurden, um mögliche Probleme zu beheben, können sofort implementiert werden – denn wir haben keinen Chef vom Chef vom Chef, der die Idee erst absegnen muss. Wenn eine Veränderung den Kreise einer anderen Gruppe affektiert – beispielsweise jenen der Visual Artists – müssen die oben erwähnten “Links” sich in Verbindung setzen.

Illustration holacracy

Lektion 3: Du sollst dich trauen, dich auch mal nicht um etwas zu sorgen

Es gehört zur Natur des Menschen, hilfsbereit zu sein – eine bewundernswerte Qualität, oder? Wir waren dazu geneigt, dem zuzustimmen, doch mussten mit der Zeit lernen, dass es manchmal die bessere Strategie ist, sich nicht um andere oder anderes zu sorgen. Lass mich erklären, weshalb.

Sobald ein Problem entsteht, wollen viele Personen sich darum kümmern und es lösen. Wenn beispielsweise ein Kollege mit der Menge an Arbeit nicht klarkommt und nach Hilfe fragt, bist du der erste, der anbietet, ihm etwas abzunehmen. Problem gelöst. Vorerst.

Denn diese Situation führt dazu, dass du deine eigenen Prioritäten aus den Augen verlierst. Ausserdem ist es eine verpasste Gelegenheit für beide Seiten – Mitarbeiter und Unternehmen – etwas zu lernen und anzupassen (Hallo Darwin!). Vielleicht hat dein Kollege Mühe damit, “Nein” zu sagen. Oder vielleicht braucht es Verstärkung im Team? Lass das Problem zur Sprache kommen – etwa in einem Meeting – und es so strukturiert angehen.

Lektion 4: Du sollst dem Chaos den Kampf ansagen

Self-Management mag wie eine Steilvorlage für Chaos erscheinen. Man nehme ein bisschen Unklarheit, was seine eigene Rolle betrifft, ein paar mangelnde Vorschriften und einige Intrigen unter Kollegen. Dann füge man ein bisschen unvollständige Prozesse hinzu. Et voilà – das Chaos ist besiegelt und die Produktivität erreicht vermutlich ihren Tiefpunkt.

Uns wurde schnell klar, es braucht von uns alle bei Cleverclip nicht nur eine gewisse Einstellung, damit Self-Management funktioniert. Es muss klar sein, wer welche Rolle hat und welche Verantwortungen bei welcher Person liegen – und vor allem: welche nicht.

Ausserdem sollten die Spielregeln klar und fair sein – und Prozesse stets dokumentiert werden. So weiss jeder genau, wann er was zu tun hat!

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