Hör nicht auf den Affen! Alles über Glück und Erfolg
Natalie Ediger, 17. Oktober 2016· Cleverclip
Hör nicht auf den Affen! Alles über Glück und Erfolg
Ich will, wie viele andere auch, erfolgreich sein. Als Unternehmer und auch anderweitig. Vor ein paar Jahren verschrieb ich mich also dem Erfolg. Da war es für mich nur logisch, dass ich mich zuerst von den Grossen inspirieren liess. Also fing ich an zu lesen. Die Biographie über Steve Jobs, “Like a Virgin” von Richard Branson und alles, was ich über Warren Buffet finden konnte.
Mit Lesen alleine ist es aber nicht getan. Das war mir bewusst. Ich fing an, sämtliche Tipps und Verhaltensweisen selber anzuwenden. Jack Dorsey – Gründer von Twitter – beginnt seinen Tag mit einem 10 km Lauf um 5:30 Uhr. Also stand ich ebenfalls um halb sechs auf und fing an zu rennen. Warren Buffet meinte einst in einem berühmten Zitat: “The difference between successful people and very successful people is that very successful people say ‘no’ to almost everything.” Also übte ich mich im Nein-Sagen. Und Richard Branson erklärt in “The Virgin Way”, dass er sich immer und überall Notizen macht. Also implementierte ich auch das.
Ich ging – in meiner Naivität – davon aus, dass meine Vorbilder unter anderem wegen genau diesen Dingen erfolgreich sind. Ergo wird das frühe Aufstehen und das Nein-Sagen auch auf mich positive Auswirkungen haben.
10’000 Affen an der Wall Street
Und dann stiess ich auf das Affen-Theorem:
Angenommen an der Wall Street gibt es 10’000 Affen. Und diese 10’000 Affen werfen jeweils 10’000 Mal eine Münze. Bei “Zahl” gewinnt der jeweilige Affe $1’000 und bei Kopf verliert er $1’000.
Diese sogenannte Binominalverteilung (Zahl- und Kopfwurf) nähert sich bei einer grossen Anzahl an Münzwürfen an die bekannte Normalverteilung an. Das heisst, die meisten Affen werden im Schnitt mit ±$0 abschneiden. Einige werden einen moderaten Gewinn machen und einige werden mit einem verkraftbaren Verlust nach Hause gehen. Aber es gibt neben der Mehrheit, die sich in der Mitte der Kurve trifft, auch eine kleine Minderheit. Ganz links und ganz rechts aussen. Der links ist der Pechvogel. Was er auch macht, jeder Münzwurf landet auf Kopf. Und so häufen sich bei ihm die Schulden an. Aber da gibt es auch einen ganz rechts, der wirft tagein, tagaus nur Zahl. Nicht weil er mehr Talent hat oder weil er klüger ist. Sonder schlicht und einfach, weil er Glück hat. Und so baut sich dieser Affe ein riesiges Vermögen auf.
Hör nicht auf den Affen!
Unsere Gesellschaft ist wahnsinnig fasziniert vom Reichtum und Erfolg des Affen. Wir wollen seinen Erfolg replizieren. Also studieren wir sein Verhalten. Quetschen ihn in Interviews aus und suchen nach dem Rezept.
Der Affe selbst – wie wir alle auch – erkennt nicht, dass er in einem System mitspielt, das ausschliesslich durch Wahrscheinlichkeitsregeln und Statistik beherrscht wird. Also wird er seinen Erfolg auf andere Faktoren zurückführen. Er wird uns erzählen, dass er am Morgen immer früh aufsteht und 10 km rennt. Er wird erzählen, dass er ständig Notizen über seine Münzwürfe macht. Und er wir erzählen, dass er mehr “Nein” als “Ja” sagt.
Und wir werden diese Verhaltensweisen übernehmen. In der Hoffnung, dass auch wir häufiger Zahl werfen werden
In der richtigen Welt
Natürlich ist es in der richtigen Welt da draussen nicht so einfach. Erfolg ist von weit mehr abhängig als bloss von einem Münzwurf. Talent, Intelligenz und Durchhaltevermögen spielen mit Sicherheit eine grosse Rolle. Aber wenn ich heute ein Interview mit einer erfolgreichen Persönlichkeit lese, die mit Tipps um sich wirft, dann frag ich mich jedes Mal: Könnte das auch ein Affe sein?
Appendix
Und wer immer noch nicht vom Affen-Theorem überzeugt ist, kann gerne einen Blick auf die aktuelle US-Präsidentschaftswahl werfen. Dort wird man mit Sicherheit fündig …