Ein Erklärvideo selber machen: Tipps und Tricks
Natalie Ediger, 16. Februar 2017· Digitales Lernen
Schritt für Schritt ein Erklärvideo selber machen
Haben Sie sich endlich dazu entschlossen ein Erklärvideo in Ihre Content Strategie zu integrieren und stehen nun vor der grossen Frage wie Sie weiter vorgehen sollen? Dann sind Sie hier genau richtig! Auf ein Erklärvideo verzichten sollte man im heutigen Zeitalter auf keinen Fall mehr. Aber gerade für kleine Unternehmen mit einem geringen Budget ist der Weg zur Agentur oft nicht machbar. Also warum nicht einfach ein DIY? Wir erklären heute ob und wie Sie ein Erklärvideo selber machen können, was zu beachten ist, welche Programme es gibt und vieles mehr!
Ein Erklärvideo erstellen – welche Optionen gibt es?
Generell haben Sie bei der Erstellung eines Erklärvideos drei unterschiedliche Möglichkeiten:
Die Zusammenarbeit mit einer professionellen Agentur
Einen Freelancer einstellen
Das Erklärvideo selber machen
Agentur
Wenn Sie besonders hohen Wert auf erstklassige Qualität legen, den Produktionswert stets im Auge halten und das Budget zur Verfügung haben, ist die Zusammenarbeit mit einer professionellen Erklärvideo-Agentur die beste Option. Eine Agentur ist zwar nicht gerade kostengünstig, allerdings wissen Profis auch ganz genau wie man die Botschaft effektiv umsetzt und den grösstmöglichen ROI erzielt. Gleichzeitig sparen Sie sich viel Zeit und Arbeit, da die Agentur alle Produktionsphasen übernimmt und bei Fragen zur Seite steht.
Freelancer
Sie legen Wert auf gute Qualität, haben aber ein nicht ganz so hohes Budget zur Verfügung? Dann wären Freelancer eine gute Option, um trotzdem zu einem professionellen Erklärvideo zu gelangen. Beachten Sie hierbei, dass Freelancer für jede einzelne Produktionsstufe eingestellt werden müssen: Vom Drehbuch und Storyboard, über passende Illustration, Animation bis hin zum passenden Sound, die Koordination aller Freelancer kann zu einem kunterbunten Zirkus werden. Noch schwieriger wird es, wenn alle Freelancer auf der Welt verstreut sind und die Kommunikation zeitverschoben abläuft. Also, es ist eine gute Option, fordert aber auch eine Menge gutes Management von Ihrer Seite.
Eigenproduktion
So nun zum eigentlichen Themas des Artikels: Das DIY-Video ist natürlich auch möglich. Mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl von Software-Anbietern mit denen sich eine Animation erstellen lässt. Generell ist dies auch die kostengünstigste Option und bietet Ihnen vollständige Transparenz und Kontrolle über alle Schritte. Die interne Kommunikation verläuft meistens auch einfacher und mit weniger Missverständnissen.
Beachten Sie aber, dass die Erstellung eines Erklärvideos nicht auf Knopfdruck geschieht: Ein effektives Skript, Storyboard, Voiceover, die Nachbearbeitung und andere Elemente müssen erstellt werden und beanspruchen viel Zeit und Know-How. Das Endergebnis hängt ausserdem von Ihrer persönlichen Einsatzbereitschaft ab. Eine (gute) professionelle Agentur wiederum ist stets ambitioniert ihrem Kunden das bestmögliche Resultat zu gewährleisten. Fragen Sie sich an dieser Stelle selbst, ob Sie die nötigen Skills besitzen, um eine professionelle Animation zu erstellen. Falls ja, dann ab in die Werkstatt. Falls nein, dann sollten Sie lieber Option 1 oder 2 vorziehen.
Wir verraten im weiteren Verlauf des Artikels alle nötigen Details zum DIY-Video.
Die Rahmenbedingungen klären
Bevor es in die eigentliche Produktion geht, sollten wichtige Fragen geklärt sein. Dies ermöglicht einen strukturierten Gestaltungsprozess, um den grösstmöglichen Mehrwert zu erzielen und nicht in einem chaotischen Jongleur-Akt zu enden.
Analysieren im Vorab folgenden Schritte:
Welches Ziel verfolge ich? Möchten Sie einfach nur Brand awareness schaffen, einen komplexen Prozess erläutern, oder mehr E-mail-Subscriber erhalten?
Wer ist die Zielgruppe? An dieser Stelle sollte auch geklärt werden wie viel Hintergrundwissen bereits besteht und welche Erkenntnis nach Betrachtung des Videos die Zielgruppe gewinnen soll. Entwickeln Sie am besten eine Buyer-Persona, also eine fiktive Darstellung des Kunden, um dessen Bedürfnisse besser zu verstehen.
Was ist die Idee? Hier ist Ihr Brainstorming gefragt! Welches Problem löst das Produkt? Welche Geschichte soll das Video erzählen? Wie sprechen Sie den Zuschauer emotional an? Investieren Sie in die Ideenfindung genug Zeit, um sicherzustellen dass Ihr Erklärvideo auch wirklich eine fesselnde Story erzählt.
Welche Stilart ist die richtige? Basierend auf den vorherigen Analysen, sowie dem Budget, Ihrer Expertise und der verfügbaren Zeit sollten Sie sich auch für eine passende Animation entscheiden. Von 2D, 3D und Stopmotion-Animation, über kinetische Typographie bis hin zur klassischen Whiteboard-Animation, die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und sollten auch im Einklang mit dem Corporate Image und dem Produkt stehen. Erfahren Sie mehr zu verschiedenen Animationsstilen in unserem grossen Erklärvideo-Guide.
Ein Erklärvideo selber machen – Das muss rein
Sobald Sie die Basisfragen geklärt haben, geht es auch schon in die detaillierte Produktion. Oft wird an dieser Stelle das Skript unterschätzt – absoluter Anfängerfehler! Tatsächlich ist das Skript das wichtigste Element des gesamten Erklärvideos. Auch grosse Marketingspezialisten wie Neil Patel betonen die Bedeutung des Skripts.
Aber was genau macht ein gutes Skript aus? Wir haben bereits öfters folgende Struktur als Basis vorgestellt:
Betonen Sie das Problem und adressieren Sie dabei den “Pain Point” des Kunden.
Stellen Sie das Produkt als Lösung des bestehenden Problems vor. Wichtig ist es einen “Aha Effekt” zu schaffen und den individuellen Mehrwert zu betonen.
Vergessen Sie nicht einen “Call-to-Action” für weiteres Engagement zu integrieren.
Storytelling ist für ein erfolgreiches Skript ein absolutes Must, um die Zuschauer emotional zu binden. Keine Story, kein erfolgreiches Video!
Hier einige zusätzlichen Tipps für ein ultimatives Power-Skript:
es gilt die Faustregel 120 Wörter pro 60-Sekunden Video.
Achten Sie auf prägnante und kurze Formulierungen, sowie leicht verständliches Vokabular. Je nach Zweck und Zielgruppe sollte das Thema ohne Vorkenntnissen verständlich sein.
Konzentrieren Sie sich auf die wesentlichen Vorteile für die Zielgruppe und nicht auf die Produkt-Features.
Die ersten Sekunden sind entscheidend und sollten dem Zuschauer zeigen, dass es sich lohnt das Video zum Ende anzuschauen.
Das Storyboard
Im nächsten Schritt geht es darum das Gesagte durch Bilder zu unterstützen. Sie entwickeln also einzelne Bildszenen zum Skript, die in Kombination eine klare Botschaft vermitteln müssen. Keine Sorge, es muss kein Gemälde à la Picasso sein, einfache Scribbles reichen vollkommen aus!
Sound und Voiceover
Soundeffekte spielen bei einem Erklärvideo eine zentrale Rolle, um eine Botschaft stärker zu betonen und das Publikum emotional anzusprechen. Eine Erzählstimme wiederum hilft dem Zuschauer die Inhalte besser zu verstehen und ist insbesondere bei komplexeren Produkten unerlässlich.
Je nach Anbieter stellen viele Animationssoftwares eine Datenbank aus Musik und Sounds zu Verfügung. Ansonsten bieten sich auch die Portale Pond5 oder Audiojungle an.
Für das Voiceover sollten Sie auf einen professionellen Sprecher, der die Tonalität und Artikulation perfekt beherrscht, nicht verzichten. Für etwa 100-500 Euro finden Sie bereits sehr gute Sprecher. Hierfür gibt es zwei Webseiten, die besonders hervorzuheben sind: voices.com oder voice123.com. Beide Seiten ermöglichen es ein bestimmte Projekt in Form eines Job-Openings zu posten und somit den passenden Voiceover-Artist zu finden.
Hören Sie sich im Voraus immer einige Demos an, um sicherzustellen, dass die Klangfarbe des Sprechers zum Produkt und Markenimage, sowie der Zielgruppe passt. Natürlich können Sie auch selber in die Rolle des Sprechers hinein hüpfen! Achten Sie auf ein gutes Mikrofon, eine ruhige Umgebung, das Sprechtempo und Ihre Artikulation. Eine grosse Herausforderung für einen ungeübten Sprecher ist es ausserdem die Atemgeräusche zu unterdrücken. Sie werden selbst feststellen, dass es gar nicht so einfach ist eine fehlerfreie Aufnahme zu kreieren. Aber Übung macht den Meister!
Die besten Softwares
Selbstverständlich muss das Video noch zum Leben erweckt werden. Hierfür gibt es mittlerweile je nach Stilrichtung, Budget und Vorkenntnissen zahlreiche Softwares, die verschiedene Videoanimationen anbieten.
Wir stellen einige gängige Tools vor:
Biteable: Ein einfaches und minimalistisches Design kennzeichnen diese Software. Bereits mit der kostenlosen Version lassen sich hochqualitative HD Videos gestalten. Für mehr Optionen gibt es ein Upgrade. Die Premiumversion kostet $99/ Jahr.
GoAnimate: Als Marktführer bietet diese Software eine Vielzahl an spannenden Hintergrundkulissen, Charakteren, sowie verschiedenen Objekten. Dabei sind Videos im Infografik-, Whiteboard- und 2D-Stil möglich. Eine kostenlose Testversion ist für 2 Wochen erhältlich, die Basisversion kostet $39 pro Monat. Möchte man noch mehr Bearbeitungsmöglichkeiten kann man die Vollversion für $159 kaufen.
Videoscribe: Bei dieser Software steht die Whiteboard-Animation im Fokus. Hier finden Sie eine grosse Datenbank an lizenzfreien Bildern und Musik, mit welchen sich selbst ohne Vorkenntnissen gute Videosgestalten lassen. Eine kostenlose Testversion ist vorhanden. Ab €20 pro Monat kann man das Wasserzeichen entfernen lassen und erhält Zugang zum Premium Image Store.
Powtoon: Die Software enthält hochwertige Templates mit einer Vielzahl von Charakteren. Dank der Drag&Drop Funktion, ist sie selbst ohne Vorkenntnissen leicht zu verwenden. Powtoon bietet eine dauerhaft kostenlose Version, allerdings nicht in HD-Qualität und nur mit Powtoon-Branding. Das Paket für $89 pro Monat bietet als Pro-Version schon einiges mehr. Die Business-Version kostet $159 pro Monat.
Animaker: Auch hier gibt es leicht verwendbare Drag&Drop-Funktion, die es sehr benutzerfreundlich gestalten. Mit 120 verschiedenen Animationen und 5 Video-Stilen bietet diese Software auch eine der umfangreichsten Datenbanken.
iclone7: Eine Vielzahl von Plugins, unterschiedliche Charaktere und beeindruckende Lichtpositionen. Der Unterschied zu allen anderen Programmen? Mit Hilfe von Echtzeit-Grafik Engine und Motion Capture Fähigkeit fokussiert sich iclone7 auf die 3D Animation in Echtzeit. Hat aber auch seinen Preis: Die Vollversion kostet $200. Eine kostenlose Testversion ist verfügbar aber mit extrem eingeschränkten Funktionen.
Wideo: Eine besonders einfache Handhabung kennzeichnet diese Software zur Erstellung von 2D-Animationen. Ausserdem lassen sich die Templates durch das hochladen von eigenen Bildern, Musik und Logos ein wenig persönlicher gestalten. Zusätzlich stellt das Programm Built-in Templates mit 1300 Bildern und mehr als 50 verschiedenen Musiktiteln zur Verfügung. Das Basispaket startet bereits bei $19 pro Monat.
rawshorts: Mit Hilfe von Image- Placeholdern und verschiedenenHintergründen kann man ganz simpel verschiedene Frames kreieren.So lassen sich kreative Videos mit fliessenden Übergängen im Handumdrehen erstellen. Eine kostenlose Testversion ist verfügbar.
Fiverr: Dies ist keine Do-It-Yourself-Plattform, sondern eine Datenbank für Freelancer, die Teile der Videoproduktion übernehmen. Die Ausschreibungsplattform bietet sämtliche Dienstleistungen aus dem Marketingbereich an – zu sehr günstigen Preisen. Von Grafikdesign über Texte bis hin zu Animationen und Videos finden Sie alles, was Sie brauchen.
Ein Erklärvideo selber machen – lohnt es sich wirklich?
Wie Sie sehen gibt es heute hervorragende Möglichkeiten ein Erklärvideo in der eigenen Werkstatt zu erstellen. Beachten Sie allerdings stets den Produktionswert. Oft kommt die Option zwar günstiger als eine Zusammenarbeit mit Profis, aber die Qualität ist dann auch geringer und die Animation deutlich schlichter. Ob sie es schaffen den gewünschten Mehrwert zu erlangen ist daher fraglich.
Gerade als Unternehmen ist es natürlich wichtig einen stets professionellen und überzeugenden Eindruck zu schaffen. Unabhängig vom Video-Stil sollten bestimmte Grundkenntnisse zumindest im Skripting und Storytelling nicht fehlen. Überlegen Sie sich deswegen ganz genau, ob Ihre fachspezifischen Kenntnisse auch wirklich ausreichen, um einen hochqualitativen Erklärer zum Leben zu erwecken.
Video Content ist effektiv, aber nicht wenn es “Crap-Content” ist. Schlechte Qualität schadet Ihrem Image sogar. Dann vielleicht doch lieber ein wenig mehr investieren und sicherstellen, dass das Erklärvideo von hoher Qualität ist. An dieser Stelle helfen wir Ihnen selbstverständlich weiter… 🙂